Wie funktionieren Gesellschaften im arabischen Kulturkreis?
Und was bedeutet das für unsere Willkommenskultur?

Andere Länder, andere Sitten. Das sagt sich so leicht hin. Sicher liegt der Ball vor allem auch auf Seiten der Flüchtlinge, die vor der großen Aufgabe stehen, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren. Aber dabei können und wollen wir ihnen helfen. Und das geht umso besser, je genauer wir wissen, unter welchen Umständen sie in ihrer alten Heimat gelebt haben. Mehr zum Thema erfahren Sie im Vortrag von Martin Klumpp, Mitarbeiter der Beratungsstelle für Flüchtlinge an der Fachhochschule Potsdam. Dazu lädt die Flüchtlingsinitiative «Willkommen in Gransee» alle Interessierten herzlich am 23. März um 19 Uhr ins Heimatmuseum Gransee, Rudolf-Breitscheid-Str. 44 ein.

«Meine Eltern sind Syrer, ich bin aber schon als Kleinkind nach Deutschland gekommen», sagt Martin Klumpp, der an der Fachhochschule Potsdam studiert und seit Dezember 2015 als Arabisch sprechender Studentischer Mitarbeiter an der neugegründeten Flüchtlingsberatungsstelle «HERE – Higher Education for Refugees» der Uni junge Einwanderer berät, die ein Studium anstreben.

Aufgrund seiner arabischen Wurzeln interessierte sich Martin Klumpp schon immer für die Situation im Nahen Osten und insbesondere in Syrien und möchte sein Wissen nun an andere Menschen weitergeben. «Vom Krieg jetzt mal abgesehen – es gibt so viele gesellschaftliche Besonderheiten in diesen Ländern», sagt er und fragt: «Wissen Sie zum Beispiel, warum die Straßen und Plätze Syriens oft vermüllt sind?» Das hätte einerseits damit zu tun, dass die Menschen furchtbare Angst vor dem Staat haben und deshalb den öffentlichen Raum gar nicht für freizeitliche Aktivitäten nutzen, denn dort sind sie mit der Polizei und dem Militär konfrontiert. Daraus ergäbe sich andererseits aber auch, dass den Menschen die Pflege des öffentlichen Raums egal ist, weil sie nur schnell von A nach B gelangen wollen ohne zu verweilen. Zudem bestünden keine zivilgesellschaftlichen Strukturen, in denen sich die Menschen organisieren und sich um Dinge des Allgemeinwohls kümmern könnten. «Das ist von der Diktatur nicht gewollt!», sagt Martin Klumpp. «Deshalb muss man sich nicht wundern, wenn die Geflüchteten hier nicht unbedingt auf freundliche Anregungen reagieren. Sie sind von Hause aus ja nur den Befehlston gewöhnt», erklärt er.

Lädt eigentlich zum Verweilen ein: Platz in der syrischen Hafenstadt Latakia im Juni 2013.

 

 

 

Lädt eigentlich zum Verweilen ein: Platz in der syrischen Hafenstadt Latakia im Juni 2013 – aber die Syrer meiden den öffentlichen Raum.

Foto: © Tarek Ekrema

In seinem Vortrag im Granseer Heimatmuseum wird Martin Klumpp deshalb am Beispiel Syriens darauf eingehen, wie die arabische Gesellschaft funktioniert und was es für die Bürger bedeutet, in einer Diktatur und in einem Land zu leben, dessen Gesellschaft sich politisch und kulturell zurückentwickelt. «Je mehr wir über unsere neuen Mitbürger wissen, desto einfacher wird es uns fallen, mit Ihnen zu kommunizieren, und desto effizienter wird unsere Hilfe sein», davon ist Martin Klumpp überzeugt und dafür setzt er sich ein.

Organisiert wird die Veranstaltung von der Flüchtlingsinitiative «Willkommen in Gransee», die alle Interessierten herzlich zum Vortrag von Martin Klumpp am 23. März um 19 Uhr ins Heimatmuseum Gransee, Rudolf-Breitscheid-Str. 44 in 16775 Gransee einlädt.

Informationen zur Flüchtlingsberatungsstelle «HERE – Higher Education for Refugees» der Fachhochschule Potsdam: www.facebook.com/here.potsdam